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Die Zucht des deutschen Schäferhundes
Das erste öffentliche Auftreten dieser Hunderasse 1894 erfolgte auf einer Ausstellung in Dortmund. Dort wurden fünf Exemplare der Hunderasse Deutscher Schäferhund vorgestellt. Anfang 1898 erwarb Max von Stephanitz einen Rüden von einem Züchter aus Frankfurt. Dieser „Horand von Grafrath“ (ehemals Hektor Linksrhein) war der erste Schäferhund, der ins Zuchtbuch des Vereins für Deutsche Schäferhunde eingetragen wurde. Der SV (Verein für Deutsche Schäferhunde) wurde am 22. April 1899 gegründet.
Die Rüden „Horand von Grafrath“ und „Luchs Sparwasser“ (sein Bruder) sind die Stammväter des Deutschen Schäferhundes. Die Hündin „Mari von Grafrath“ wird als Stammmutter bezeichnet. Der erste offizielle Rassestandard wurde in der ersten Mitgliederversammlung am 20.09.1899 aufgestellt. Die Versammlung folgte den Vorschlägen für den Zuchtstandard des Präsidenten Max von Stephanitz und von Arthur Meyer.
Durch den Ersten Weltkrieg und der antideutschen Stimmung wurde die Rasse Deutscher Schäferhund umbenannt. Der britische Kennel Club gab dieser Hunderasse den Namen „Alsatian Wolf Dog“ (Elsässer Wolfshund). Diese Bezeichnung wurde in den Kennel Clubs im ganzen englischen Sprachraum übernommen. Erst 1977 wurde die damalige Umbenennung rückgängig gemacht. Teilweise gibt es immer noch britische Zuchtvereine für den Deutschen Schäferhund, die unter dem Namen „Alsatian Shepherd Dogs Kennel Clubs“ laufen.
1929 verbot die Regierung des Commonwealth die Einfuhr von Deutschen Schäferhunden nach Australien. Die Begründung dieser Maßnahme war die Angst um die Schafherden aufgrund des irritierenden Namens „Alsatian Wolf Dog“. Außerdem wurde eine mögliche Vermischung mit den australischen Dingos befürchtet. Dieses Verbot wurde erst 1972 gelockert und seit 1974 ist das Einfuhrverbot aufgehoben.
Der Deutsche Schäferhund war im Ersten und Zweiten Weltkrieg bei der obersten Heeresführung sehr beliebt. Außerdem hat das Dritte Reich die Eigenschaften der Hunderasse zu Propagandazwecken missbraucht. Während des Zweiten Weltkriegs waren 30.000 Deutsche Schäferhunde im Krieg für Deutschland eingesetzt. Die Alliierten setzten diese Hunderasse ebenfalls ein, die Zahlen sind leider nicht bekannt.
1933 wurde die Fellfarbe „weiß“ aus dem Standard des Deutschen Schäferhundes gestrichen. Die FCI kannte weiße Deutsche Schäferhunde nicht mehr an. 1968 wurde die Farbe „weiß“ ebenfalls durch den „Shepherd Dog Club of America“ gestrichen und der „American Kennel Club“ verweigerte den Zuchtbucheintrag für weiße Welpen. Der „Canadian Kennel Club“ folgte diesen Standardänderungen nicht. Für diesen Verband ist die Farbe „weiß“ nach wie vor zulässig für den Deutschen Schäferhund.
Im Jahre 2003 wurde der ehemalige „Deutsche Schäferhund mit Fellfarbe weiß“ als eigene Rasse vom FCI anerkannt. Im Jahr 2011 wurde die Regelung endgültig und die Hunderasse trägt jetzt den Namen „Berger Blanc Suisse“ (Weißer Schweizer Schäferhund).
Rassemerkmale und Charakter
Der Deutsche Schäferhund ist ein mittelgroßer Hund. Seine kräftige Statur mit den Muskeln wird als „trocken“ bezeichnet. Ein keilförmiger Kopf mit der langen Schnauze und den beweglichen Stehohren ist gut proportioniert gegenüber seinem Körperbau. Der lange Körper mit einem tiefen und gewölbten Brustkorb wird mit einer sichelförmigen Rute abgeschlossen.
Die kräftige Hinterhand mit rassetypischer Winkelung ermöglicht dem Hund eine Schrittlänge bis über die Körpermitte hinaus. Diese Schubkraft von hinten geben ihm ein gutes Sprungvermögen, sowie Ausdauer beim Traben.
Die Schulterhöhe liegt bei den Rüden zwischen 60 und 65 cm und bei den Hündinnen zwischen 55 und 60 cm. Das Körpergewicht bei den männlichen Hunden liegt zwischen 30 und 40 kg und bei den Hündinnen zwischen 22 und 32 kg. Die Lebenserwartung des Deutschen Schäferhundes beträgt etwa 9 bis 13 Jahre.
Die schwarze Schnauze verfügt über ein Scherengebiss mit 42 Zähnen. Das Fell des Deutschen Schäferhundes kann in Schwarz mit rotbraunen, braunen, gelben und hellgrauen Abzeichen variieren. Ebenso gibt es einfarbige Exemplare in Schwarz. Die graue Variante verfügt über eine dunklere Wolkung. Der schwarze Sattel und die schwarze Maske sind eine rassetypische Färbung.
Das eng anliegende Deckhaar verfügt über eine dicke Unterwolle, die den Hund vor Witterungseinflüssen schützt. Am Kragen (Hals), an der Rute und an den sogenannten Hosen (Hinterläufe) ist das Deckhaar etwas länger. Den Deutschen Schäferhund gibt es in den Variationen Kurzstockhaar und Langstockhaar.
Der Deutsche Schäferhund ist ein intelligenter und selbstbewusster Hund. Seine Eigenschaften Tapferkeit, Zuverlässigkeit, Treue und Mut haben ihn zu einem der beliebtesten Hunde gemacht. Durch seinen Gehorsam und seine Lernfreude ist er für viele Bereiche geeignet. Er wird für den Wach- und Schutzdienst verwendet, ebenso findet er Aufgaben bei Militär und Polizei. Im privaten Bereich kann er als Begleithund, im Hundesport und als Familienhund eingesetzt werden. Durch ausreichende körperliche und geistige Auslastung ist dieser sensible Hund der ideale Partner. Mit konsequenter Erziehung und guter Sozialisierung kann man der niedrigen Reizschwelle des Deutschen Schäferhundes gut entgegenwirken.
Zucht
Um den Charakter und das Aussehen des Deutschen Schäferhundes zu erhalten sind für eine seriöse Zucht einige Vorschriften einzuhalten. Natürlich gehören zu einer erfolgreichen Nachzucht die Rassestandards dazu, aber für einen Züchter des Deutschen Schäferhundes sind noch weitere Punkte zu beachten.
Um in das Zuchtbuch des SV (Verein für Deutsche Schäferhunde) seinen Hund eintragen lassen zu können sind einige Kriterien zu erfüllen. Der Leitsatz „Schäferhundzucht ist Gebrauchshundezucht“ ist seit 1899 gültig. Seit dem Stammvater „Horand von Grafrath“ wurden über zwei Millionen Schäferhunde in das Zuchtbuch aufgenommen.
Der Anwärter für die Körung muss mindestens zwei Jahre alt sein oder im Jahr der Körung werden. Außerdem müssen für die Zuchtzulassung verschiedene Prüfungen abgelegt und bestanden werden. Dazu gehört die Schutzdienstprüfung Stufe 1 (IPO-Prüfung) oder die Rettungshundeteam-Prüfung Stufe B (RH2-Prüfung), außerdem muss er die Ausdauerprüfung erfolgreich absolviert haben. Eine andere Möglichkeit ist die bestandene Herdengebrauchshund-Prüfung (HGH-Prüfung).
Eine weitere Voraussetzung sind die Röntgenuntersuchungen auf Hüftdysplasie (HD) und Ellbogendysplasie (ED). Beide Untersuchungen müssen mit „a“ beurteilt werden. Deutsche Schäferhunde mit mittlerer oder schwerer HD oder ED werden nicht zur Nachzucht freigegeben. Das bedeutet, sie werden innerhalb des VDH nicht zur Zucht zugelassen. Welpen von solchen Paarungen werden nicht in das Zuchtbuch aufgenommen.
Hat der Deutsche Schäferhund diese Voraussetzungen, dann kann er zur Körung antreten. Zwei Jahre ist diese Erstkörung gültig. Danach muss er wieder zur Körung vorgestellt werden. Diese Zweitkörung („Wiederankörung“) ist auf Lebenszeit gültig.
Nach dem Zweiten Weltkrieg bis zum Fall der Mauer gab es im geteilten Deutschland zwei verschiedene Zuchtlinien des Deutschen Schäferhundes. Das Hauptaugenmerk der DDR-Zucht war die Reduzierung von HD-Erkrankungen. Die Vorschriften wurden schrittweise verschärft. 1968 durften noch Deutsche Schäferhunde mit mittlerer HD zur Zucht verwendet werden. Bereits 1972 war höchstens eine leichte HD zulässig und ab 1979 mussten die Hunde HD-frei sein. Nach der Wiedervereinigung wurden beide Zuchtlinien zusammengeführt. Deutsche Schäferhunde aus der reinen DDR-Linie sind selten geworden.
Die Zucht in der Praxis
Die Wahl des richtigen Paarungspartners (Zuchtrüde) hängt von verschiedenen Faktoren ab. Dabei sind wichtig der Charakter, das Aussehen und die abgeschlossenen Prüfungen. Wie vererbt dieser Rüde seine Gene? Sind bereits Nachkommen vorhanden? Zu welcher Zuchtlinie gehören er, seine Eltern und seine Großeltern? Wie ist die Qualität der Röntgenaufnahmen von ihm und seiner Verwandtschaft? Wie hoch ist die Decktaxe?
Wenn die Wahl für den Vater der zukünftigen Welpen getroffen ist, muss vorab die Deckgebühr mit dem Besitzer des Rüden schriftlich fixiert werden. Die Hündin wird zum Rüden gebracht und nicht umgekehrt. Außerdem muss sie mindestens 20 Monate alt sein, bevor sie zum ersten Mal zum Decken gebracht wird.
Hat sie aufgenommen, trägt sie zwischen 61 und 65 Tage ab Eisprung (Ovulation) bis zur Geburt. Eine Deutsche Schäferhündin kann zwischen einem und zwölf Welpen pro Wurf bekommen. Der Durchschnitt liegt bei vier bis fünf Welpen. Eine Hündin kann bei jeder Läufigkeit trächtig werden. Je nach Hundetyp wird sie ein- oder zweimal im Jahr läufig. Ein verantwortungsvoller Züchter nutzt nur einmal im Jahr die Läufigkeit seiner Schäferhündin für die Zucht aus.
Ein seriöser Züchter des Deutschen Schäferhundes degradiert seine Hündin nicht zur Gebärmaschine. Dadurch wird die Qualität dieser Hunderasse gesichert und es kommen gesunde und vitale Welpen zur Welt. Diese werden durch Sozialisierung und altersgerechter Erziehung seinen zukünftigen Besitzern viel Freude bereiten.
Foto: gomagoti – DSC_0346, CC BY-SA 2.0